Münchner Stadtrat nimmt Wirkstudie ab

Die Münchner Bürgermeisterin Strobel mit Bildungsreferentin Zurek und Kita-Kindern

Münchens Bürgermeisterin Christine Strobel und Bildungsreferentin Beatrix Zurek (von rechts) in der Kita St. Rupert anlässlich der Festschreibung der Münchner Förderformel (Foto: Stephan Rumpf)

31.01.2017 - Der Münchner Stadtrat nimmt die von IFP und ISKA von 2012 bis 2015 durchgeführte Wirkstudie zum Standortfaktor entgegen. Das vom ISKA entwickelte Förderkonzept wird zum Standard einer bildungsgerechten Kita-Förderung.

Einstimmig

Am Schluss dauerte es kaum eine Minute. Christine Strobel, Münchner Bürgermeisterin und Vorsitzende des Bildungs- sowie des Kinder- und Jugendhilfeausschusses rief den Tagesordnungspunkt 14 - 20 / V 05228 auf. Fragen? - Keine. - Beschlussfassung: Gegenstimmen? - Keine. - Enthaltungen? Keine. - Damit nahmen die zuständigen Ausschüsse des Stadtrates die Wirkstudie zum Standortfaktor offiziell zur Kenntnis. Das Stadtratsplenum bestätigte den Beschluss dann endgültig am 14.02.2017.

Julia Schimmer und Günter Krauß waren umsonst angereist. Der von ihnen, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vom IFP (Dr. Bernhard Nagel, Toni Mayr, Dr. Erik Danay, Susanne Reichel und Nesiré Schauland) vorgelegte 600-seitige Evaluationsbericht war den Stadträtinnen und Stadträten  im Vorfeld zugestellt worden. Zumindest für den Stadtrat blieben keine Fragen offen.

Zehn Jahre Vorgeschichte

Das Konzept einer ungleichen Förderung, das Kindertageseinrichtungen in den Stadtbezirksvierteln mit bildungsfernen und armen Familien finanziell und personell bevorzugt, war 2006 von ISKA-Projektmanager Günter Krauß für München entwickelt worden. Nach nunmehr zehn Jahren ist es Standard in der Münchner Kita-Finanzierung.

Bürgermeisterin Christine Strobel hatte sich von Anfang an für die Idee stark gemacht. Auf der Pressekonferenz merkte man ihr an, dass es politisch nicht immer leicht war, die Linie durchzuhalten. Offenen Widerspruch gab es kaum, aber viele Nebendiskussionen drohten, die Idee zu verwässern oder gar zu Fall zu bringen. Auch die heutige Referentin für Bildung, Jugend und Sport, Beatrix Zurek, hatte - ursprünglich als Stadträtin - das Förderkonzept von Anfang an unterstützt.

Durchschnittlich 1,5 zusätzliche Vollzeitstellen pro Kita

Auf der gleichen Pressekonferenz berichtete Peggy Tschung, Leiterin der Kita St. Rupert in Westend, welche Auswirkungen die Förderformel auf ihre Kita hatte: 6 Mitarbeiter/innen  mit unterschiedlichem Stundenumfang konnten in dem Haus für 100 Kinder allein durch den Standortfaktor neu eingestellt werden. Kein Einzelfall, sondern die Regel für große Einrichtungen in sozialen Brennpunkten, die alle Mittel ausschöpfen. Im Durchschnitt bekamen Standort-Kitas 1,5 zusätzliche Vollzeitstellen.

München geht einen vorbildlichen Weg, betonte Günter Krauß vom ISKA, gerade weil diese Förderung nun nicht mehr als Modellvorhaben, sondern als flächendeckendes und dauerhaftes Konzept eingerichtet wurde.

Leider keine Verwaltungsreform

Nur Positives also zu berichten? - Nicht ganz. Dass die Förderformel nicht nur als sozialpolitische Innovation vorgeschlagen wurde, sondern auch als Verwaltungsreform, ging in den Jahren der Durchsetzung verloren. Die Pauschalfinanzierung, die der Freistaat Bayern selbst seit 2005 praktiziert, wurde von der Münchner Stadtverwaltung letztlich als juristisch nicht haltbar eingeschätzt.