Studien zur Bildungsbenachteiligung

Zahlreiche Studien zeigen die Ungerechtigkeiten im deutschen Bildungssystem. Insbesondere Kinder aus Familien mit geringen formalen Bildungsniveau sowie Kinder aus Familien mit geringen finanziellen Ressourcen sind von Benachteiligungen betroffen. Unsere Aktivitäten leiten sich von diesen Studienergebnissen ab. Durch die kompakte Darstellung dieser möchten wir Problembewusstsein schaffen und Argumentationsgrundlagen liefern.

Der 04.12.2000 veränderte die Bildungslandschaft in Deutschland. An diesem Tag wurden die Ergebnisse der ersten PISA-Studie veröffentlicht. Da es sich um eine internationale Studie handelt, wurden durch PISA länderübergreifende Vergleiche möglich. Dies öffnete Pädagogen und Politikern die Augen: Die Leistungen der deutschen Schüler waren nicht nur unterdurchschnittlich, Jugendliche aus bildungsschwachen, armen und Migrantenfamilien wurden zudem massiv benachteiligt. Im Jahr 2000 war in keinem anderen Land der OECD Gemeinschaft der Bildungserfolg so stark an die soziale Herkunft gekoppelt, wie in Deutschland. Ein trauriger erster Platz.

Seitdem ist einiges passiert. Deutschland ist zwar immer noch kein Vorreiter was Bildungsgerechtigkeit angeht, liegt aber nun im Mittelfeld der Chancen(un)gleichheit. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Situation in Deutschland nicht weiter verbessert werden kann. Andere Länder wie Dänemark, Norwegen oder Finnland zeigen uns, dass eine stärkere Entkoppelung von sozialen Hintergrund des Kindes und dem Bildungsweg möglich ist bei gleichzeitigen hohen Kompetenzen insgesamt (siehe z.B. Wendt u.a., 2012a, 178). Ein gerechtes Bildungssystem geht also nicht einher mit einem allgemeinen Leistungsabfall, wie immer wieder befürchtet wird. Es bleibt nach wie vor viel zu tun in Deutschland.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick zu den Studienergebnissen, die auf den folgenden Seiten detailliert dargestellt werden:


Kinder aus Familien mit niedrigen Bildungsabschlüssen und/oder geringen finanziellen Ressourcen....
Elementarbildung
  • besuchen die Kita erst im späteren Alter.
  • bekommen weniger von ihren Eltern vorgelesen.
  • verstehen Sätze schlechter und erkennen weniger Buchstaben.
  • werden häufiger als sprachförderbedürftig diagnostiziert.
  • werden häufiger vom Schulbesuch zurück gestellt.
  • besuchen in ihrer Freizeit weniger Bildungsangebote.
Primarbildung
  • müssen häufiger Klassen wiederholen.
  • besuchen häufiger die Förderschule und seltener Schulformen mit besonderem pädagogischen Konzept.
  • erzielen in der vierten Klasse weit unterdurchschnittliche Ergebnisse in den Bereichen Lesen, Naturwissenschaft und Mathematik.
  • haben mehr Angst, in der Schule Fehler zu machen, haben das Gefühl, nicht so gut mitzukommen und mehr als andere lernen zu müssen.
  • Setzen Gymnasialempfehlungen seltener um.
  • sind seltener Mitglieder in Vereinen und üben seltener bildungsfördernde Freizeitaktivitäten aus.
  • erhalten weniger Unterstützung durch Eltern oder außerschulischen Unterricht.
Sekundarbildung & Tertiärbildung
  • besuchen häufiger die Hauptschule und seltener das Gymnasium.
  • erzielen im Alter von 15 Jahren weit unterdurchschnittliche Ergebnisse in den Bereichen Lesefähigkeit, Naturwissenschaften und Mathematik.
  • Erzielen schlechtere Abiturdurchschnittsnoten.
  • verlassen das Bildungssystem häufiger ohne Berufsabschluss und seltener mit Studienabschluss.
  • Fangen, selbst wenn sie berechtigt sind, seltener ein Studium an.