Freiwilligen-Porträt: Anneliese Karl

Eine weißhaarige, schlanke Frau sitzt in einem Gartenstuhl neben einer blühenden Balkonpflanze und lacht in die Kamera.

Die FZF-Freiwillige Anneliese Karl genießt auch mit 100 Jahren ihren Garten und ihr Leben. (Foto: Heike Petratschek)

Seit 12 Jahren engagiert sich Anneliese Karl im Freiwilligen-Zentrum. Als sie mit dem Anrufdienst für Senioren im FZF begann, war sie 88 Jahre alt. Nun feierte sie im letzten Sommer ihren 100. Geburtstag - und ist noch immer ehrenamtlich aktiv.

Ein üppig blühender Garten in Poppenreuth an einem frischen Sommermorgen im August - das ist das stimmungsvolle Umfeld, in dem dieses Freiwilligenporträt entstanden ist. Es ist der Garten von Anneliese Karl, die im vergangenen Sommer ihren unglaublichen 100. Geburtstag gefeiert hat.

In einem Alter, in dem andere sich längst aus dem aktiven Leben zurückgezogen haben, begann Frau Karl mit 88 Jahren ihr ehrenamtliches Engagement im FZF. Bis heute ist sie für das FZF und für die Diakonie im Anrufdienst für Seniorinnen tätig.

Engagement mit viel Elan und Empathie

Mit viel Interesse und Einfühlungsvermögen führt sie Telefonate mit Frauen, die nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Ihre positive Lebenseinstellung macht sie zu einer Gesprächspartnerin, deren Anrufe mit Freude erwartet werden.

Ihre Termine muss sie sorgfältig planen, denn sie hat schließlich noch andere ehrenamtliche Aufgaben. „Ich muss ja rumkommen“, meint sie mit einem Augenzwinkern. Sie ist zum Beispiel bereits seit Jahrzehnten in ihrer Gemeinde aktiv und ist dort verantwortlich für die Geburtstagsgrüße zu runden Geburtstagen.

Spiele-Treffen im Gasthaus und im Garten

Auch für persönliche Begegnung im Alter engagiert sie sich schon lange. Vor vielen Jahre hat sie einen Rommé-Spielkreis ins Leben gerufen. Noch immer organisiert sie regelmäßige Spielenachmittage.

Als der Lockdown im Frühjahr 2020 die Treffen im Gasthaus unmöglich machte, fand Anneliese Karl eine kreative Lösung - in ihrem einladenden Garten hieß sie den Sommer über wöchentlich abwechselnd zwei Gäste willkommen, mit denen sie in gebührendem Abstand die Rommé-Runden weiterführen konnte.

Mit 100 Jahren noch aktiv

Auch wenn ihre Erscheinung und ihr Elan es kaum glauben lassen, im August wurde Anneliese Karl 100 Jahre. Das feierte sie mit einem sommerlichen Gartenfest in ihrem liebsten italienischen Restaurant. Später genoss sie an diesem besonderen Ehrentag ihr Liebingskonfekt aus ihrer bevorzugten Konditorei. Denn Frau Karl ist es wichtig, das Leben zu genießen.

Natürlich gibt die Gastgeberin zu, dass die Eigenständigkeit in ihrem Alter jeden Tag aufs Neue erkämpft werden muss. Manch einen anstrengenden Weg nimmt sie auf sich, nur um zu wissen, dass sie es noch alleine kann. Sie kocht auch jeden Tag selbst und kümmert sich um die Wäsche. Nur für den Garten hat sie sich heuer den Luxus einer automatischen Bewässerung gegönnt - das lange Stehen beim Gießen wurde zu beschwerlich. 

Lebensfreude ist ein Geheimrezept

Wenn das Gespräch auf die unvermeidlichen Beschwernisse und Einschränkungen des Alters kommt, dann lenkt Frau Karl das Thema sanft aber bestimmt in eine positive Richtung. Ihr ist es wichtig zu vermitteln, dass auch ältere Menschen außer Haus gehen, ihre Freude an Begegnungen wie dem Spielenachmittag haben und das Leben genießen können.

Wie schafft man es, 100 Jahre alt zu werden, sich seine Eigenständigkeit und eine so positive Lebenseinstellung zu bewahren? Die Antwort formuliert Anneliese Karl mit einem Lächeln und ohne lange nachzudenken: „Ich lebe gerne. So lange wie mich der Herrgott leben lässt.“ Es war ein wunderbares Gespräch mit einer beeindruckenden Frau, die sich ihren wachen Geist und ihr Interesse an der Welt scheinbar mühelos bewahrt hat.