Eingewöhnung

Zwei Erzieherinnen sitzen mit einem Kind am Boden und spielen mit ihm.

Zur Eingewöhnung ist viel Zeit in entspannter Atmosphäre wichtig. (Foto: Tanja Elm)

Um allen Bedürfnissen und Belangen der Kinder gerecht zu werden, ist es wichtig, eine gute und stabile Beziehung zwischen Kindern, Eltern und den Fachkräften der Krippe aufzubauen. Der Ablauf unserer Eingewöhnung lehnt sich hierbei an bewährte Eingewöhnungsmodelle an (Münchener und Berliner Eingewöhnungsmodell).

Diese beiden Eingewöhnungsmodelle sind erprobte Methoden um Übergänge in eine Kindertagesstätte für alle Beteiligten so angenehm und sicher wie möglich zu gestalten. Unsere Eingewöhnung umfasst einen Zeitraum von drei bis sechs Wochen, der in fünf Phasen aufgeteilt sind. In diesem Rahmen können sich ein Kind und deren Bezugsperson(en) an die neue Umgebung gewöhnen. Dabei steht im Vordergrund, dass die Familien ein Vertrauensverhältnis zur Einrichtung und den Fachkräften aufbauen.

1. Vorbereitungsphase

Für eine gelungene Eingewöhnung ist es wichtig, von Anfang an eine Basis für offene und wertschätzende Kommunikation zu schaffen. Im Vertragsgespräch können bereits einige Fragen von seiten der Eltern und der Einrichtung beantwortet werden. Zusätzlich findet ca. eine Woche vor dem Start der offiziellen Eingewöhnung ein Anamnesegespräch statt. Hierbei erkundigen sich die Fachkräfte unter anderem über die Bedürfnisse, bisherigen Abläufe und Interessen des Kindes. Diese Informationen sind ein großes Hilfsmittel. Sie werden für den Umgang mit dem Kind genutzt und schaffen eine Grundlage, auf die gemeinsam (Beziehungsdreieck: Kind-Eltern-Fachkräfte) aufgebaut werden kann. Dabei wird auch ein Elternteil (oder andere Bezugsperson) festgelegt, welche das Kind bei der Eingewöhnung in der Krippe konstant begleitet  und somit Sicherheit in der neuen Umgebung vermittelt.

2. Kennenlernphase

Die ersten drei Tage der Eingewöhnung sind dem Kennenlernen gewidmet. Zu Beginn verbringt das Kind gemeinsam mit seinem Elternteil jeweils eine Stunde in der Gruppe. Die Bezugsperson hat einen festen Platz im Raum. Das Kind kann die neue Umgebung erkunden, während der Elternteil als sicherer Rückzugsort zur Verfügung steht. In dieser Phase werden schon erste Kontakte zu anderen Kindern und dem Gruppenpersonal geknüpft. Zudem setzt sich das Kind mit den Räumen und einem kleinen Teil des Kita-Ablaufes auseinander. Für das Personal ist diese Zeit wichtig, um erste Beobachtungen durchzuführen und sich dem Kind langsam aber beständig anzunähern. Pflegerische Tätigkeiten (Füttern/beim Essen begleiten, Wickeln, etc.) werden entweder von der Bezugsperson übernommen, oder gemeinsam mit einer Fachkraft durchgeführt.

3. Stabilisierungsphase

Diese Phase umfasst zusammen mit Phase 4 (Trennungsphase) zwischen ein bis drei Wochen. Das Kind baut in dieser Phase eine Beziehung zum Personal auf. Die Fachkräfte nehmen somit eine aktivere Rolle ein, während die Bezugsperson sich immer mehr zurückzieht. Zeitgleich wird die Anwesenheit verlängert. Wenn das Kind für längere Zeit ins Spiel vertieft ist ohne die Nähe zum Elternteil zu suchen, kann die erste Trennung durchgeführt werden - allerdings nicht an einem Montag, da übers Wochenende immer ein kleiner Rückschritt in der Eingewöhnung stattfindet. Zudem sollte ein Zeitraum von 15 Minuten nicht überschritten werden. Eltern werden gebeten, die ersten Male im Haus zu bleiben.

Für eine erfolgreiche erste Trennung ist es essenziell, dass die Bezugsperson sich mit klaren Worten vom Kind verabschiedet und dabei deutlich macht, dass sie zurückkommen wird. Das gibt dem Kind Sicherheit und hilft ihm dabei, sich auf diesen Vorgang einzulassen. Trotz offener Kommunikation kann es in diesen Situationen zu starken Gefühlen (z. B. Trauer über den Abschied) beim Kind kommen. Diese werden keinesfalls vom Personal unterdrückt, sondern dürfen vom Kind empfunden werden. Entscheidend für eine erfolgreiche Trennung ist es, dass sich das Kind von den Fachkräften trösten lässt. Sollte dies nicht der Fall sein, wird abgebrochen und in den Tagen ein neuer Versuch gestartet.

4. Trennungsphase

Der gelungenen ersten Trennung folgen nun weitere, die Schritt für Schritt verlängert werden. Das Tempo der Trennungen wird ganz individuell entschieden, damit sich die jeweilige Familie trotz dieser großen Veränderung sicher fühlen kann. Die Bezugsperson kann nach der Verabschiedung das Haus verlassen, sollte aber dennoch in Reichweite bleiben. Die Bewältigung dieser Phase setzt voraus, dass das Kind Verlässlichkeit in den Aussagen von Fachkräften und Eltern erlebt. Deshalb ist es wichtig, dass das Elternteil sich an die abgemachten Abholzeiten hält.

Wenn die Trennungen länger werden, beginnt das Kind den Tagesablauf (Spielen, Essen, Wickeln, Schlafen, etc.) nach und nach ohne die Bezugsperson zu bewältigen. Die Fachkräfte sind hierbei eine bedeutsame Stütze. Sie sind dem Kind gegenüber besonders aufmerksam, schenken Zuwendung und gehen auf die Interessen und Bedürfnisse des Kindes ein. Zudem übernehmen sie nun alle pflegerischen Tätigkeiten. Kommunikation bleibt auch hier ein großer Bestandteil. Personal und Eltern tauschen sich darüber aus, wie das Kind die Trennungen bewältigt.

5. Schlussphase

Nun ist die Eingewöhnung fast abgeschlossen. Zwischen Kind und Personal besteht eine vertrauensvolle Beziehung. Das Kind hat sich in die Gruppe und den Alltag gut eingefügt. Dabei hat es auch seine Kontakte mit anderen Kindern vertieft. Jetzt können die gebuchten Betreuungszeiten eingehalten werden. Das bedeutet, dass die Eltern ihr Kind morgens bei den Fachkräften abgeben und dann am Mittag oder Nachmittag wieder abholen. Die Bindung zum Personal kommt dem Kind zugute, da die Fachkräfte Sicherheit, Verständnis und Geborgenheit bieten können - auch wenn das Kind mal einen schwierigen Start in den Tag hat. Beim Abholen werden die Bezugspersonen über den Tag ihres Kindes informiert.

Die fünfte Phase endet, wenn die Eltern zusammen mit dem Personal beschließen, dass die Eingewöhnung erfolgreich war. Dann folgt noch ein Reflexiongsgespräch. In diesem Gespräch wird der Verlauf der Eingewöhnung reflektiert. Es werden bei Bedarf auch Wünsche und Ziele für die Zukunft besprochen.