Kontakte zu Deutschen

Die Mehrheit der Geflüchteten bespricht weder persönliche Probleme noch verbringt sie Freizeit mit Deutschen. Eine wichtigere Rolle spielen Deutsche, wenn Hilfe benötigt wird. Kontakte bestehen vor allem zu Ehrenamtlichen und zu den Sozialdiensten der Gemeinschaftsunterkünfte.

Nachdem mithilfe der Namensgeneratoren die Freizeitkontakte ermittelt wurden (siehe soziale Netzwerke), fragten wir, ob bei den angegebenen Personen Menschen dabei seien, die in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind. Falls Deutsche genannt wurden, wollten wir wissen, ob es sich um Frauen oder Männer handelt und wie der Kontakt entstanden ist. Weitere Informationen zur Methodik der Namensgeneratoren finden Sie hier.

Nur ein Viertel der Geflüchteten verbringt Freizeit mit Deutschen

Wie die erste Grafik auf dieser Internseite zeigt, nennen drei von vier Geflüchteten keine Deutschen, mit denen sie Freizeit verbringen Auch in den qualitativen Interviews haben wir mit Flüchtlingen gesprochen, die keinen Freizeitkontakt zu Deutschen pflegen, wie die Netzwerke von Omid und Mohamad veranschaulichen.

Nur 5% der Befragten sind offensichtlich mit 6 bis 10 deutschen Kontaktpersonen gut vernetzt. Wurden deutsche Personen genannt, wollten wir mit einer offenen Frage wissen, wo sie die Deutschen kennen gelernt haben.

Alle Kontexte und Orte, die genannt wurden, sind in der Grafik dargestellt. Allerdings wurden die Kontexte pro Nennung erfasst und nicht nach der Anzahl der dort kennengelernten Personen gewichtet. Wenn z.B. von einem Befragten drei deutsche Kontaktpersonen angegeben wurden, aber nur zwei Kontaktorte (wie Schule und Moschee), fließen beide Orte jeweils einfach und in gleicher Gewichtung in die Prozentwerte ein.

Es lassen sich in dieser Studie keine statistisch signifikanten Zusammenhänge mit dem Alter, dem Bildungsstand oder dem Geschlecht feststellen (Details hier) . Auch das Ankunftsdatum in Nürnberg hat keinen signifikanten Einfluss. Signifikant mehr Freizeitkontakte zu Deutschen haben Personen, die häufig gemeinsamen Sport mit anderen machen, öffentliche Kulturangebote wahrnehmen, Schulen bzw. Berufsschulen besuchen, selbst ehrenamtlich tätig oder berufstätig sind.

Über die Hälfte erhalten Hilfe von Deutschen - vor allem von GU-Sozialdiensten

Nachdem bereits 18% der Geflüchteten angegeben haben, dass sie hier in Nürnberg von niemandem Hilfe bekommen, erhöht sich dieser Anteil bei der Frage nach Deutschen auf 43%. Die meisten Geflüchteten kennen aber ein oder zwei Deutsche, die ihnen helfen.

Vor allem die Sozialdienste der Gemeinschaftsunterkünfte stellen eine große Hilfe bei der Erledigung von Besorgungen oder Antragstellungen dar.

Es lassen sich auch hier wieder keine signifikanten Zusammenhänge mit dem Alter, dem Bildungsstand, dem Geschlecht oder dem Ankunftsdatum in Nürnberg feststellen. Etwas mehr Hilfe von Deutschen erhalten Personen, die häufiger Angebote speziell für Flüchtlinge besuchen, die gemeinsamen Sport mit anderen machen, die Schulen bzw. Berufsschulen oder Kirchen besuchen.

Kaum deutsche Kontaktpersonen, mit denen Probleme besprochen werden

73% der Geflüchteten kennen mindestens eine Person in Nürnberg und Umgebung, mit der sie persönliche Probleme oder wichtige Dinge besprechen können. Deutsche Vertrauenspersonen haben aber nur 12% der Flüchtlinge.

Die wenigen Flüchtlinge, die Probleme mit Deutschen besprechen haben wir auch gefragt, wo sie diese Personen kennengelernt haben.

Signifikante Zusammenhänge lassen sich auch hier nur bei der Häufigkeit des Besuchs bestimmter Orte bzw. der Ausführung bestimmter Aktivitäten messen. So haben Flüchtlinge, die eine Schule oder Berufschule sowie Kirchen besuchen, ehrenamtlich aktiv sind oder gemeinsamen Sport mit anderen machen, häufiger deutsche Vertrauenspersonen, mit denen sie persönliche Probleme besprechen.

Ein Drittel nennt keine einzige deutsche Kontaktperson

Betrachtet man die Antworten auf alle Namensgeneratoren zeigt sich, dass ein Drittel der Geflüchteten bei keiner einzigen Frage Deutsche angegeben hat.

Hier lassen sich schwache signifikante Zusammenhänge mit dem Ankunftsdatum in Nürnberg erknennen. Aber auch die Geflüchteten, die bereits vor 2016 in Nürnberg angekommen sind und damit mindestens drei Jahre hier leben, nennen zu 30% keine deutsche Kontaktperson bei den Namensgeneratoren. Enge Kontakte mit Deutschen sind also selten und auch ein längerer Aufenthalt in Deutschland erhöht die Wahrscheinlichkeit für Freundschaften zu Deutschen kaum.

Deutsche Kontaktpersonen häufig weiblich

Wenn deutsche Personen bei den Namensgeneratoren genannt wurden, wollten wir auch wissen, ob diese männlich oder weiblich sind.

Zwar sind 62% der Geflüchteten männlich, trotzdem überwiegt der Kontakt zu deutschen Frauen. Bei Hilfeleistungen überrascht das weniger, da die meisten Sozialdienste von Gemeinschaftsunterkünften weiblich besetzt sind. Aber dass nur 42% der deutschen Personen, mit denen Freizeitaktivitäten unternommen werden, männlich sind, ist bemerkenswert. Vergleicht man die Mittelwerte zeigt sich, dass die geflüchteten Männer durchschnittlich mit genau so vielen deutschen Frauen Freizeitkontakte pflegen wie mit deutschen Männern (jeweils 1,8). Geflüchtete Frauen haben dagegen deutlich häufiger mit deutschen Frauen als mit deutschen Männern Kontakt (1,9 vs. 0,4).