Netzwerk II

Isaf ist Anfang 2016 aus dem Nordirak allein nach Deutschland geflohen. Er ist Kurde und besucht zum Zeitpunkt der Befragung eine Wirtschaftsschule. Er wohnt in einer Gemeinschaftsunterkunft, ist aber bereits als Flüchtling anerkannt.

In der Unterkunft konnte Isaf insgesamt fünf wichtige Kontakte zu anderen Geflüchteten aus unterschiedlichen Herkunftsländern knüpfen. Sehr wichtig ist ein Freund, der ebenfalls aus dem Irak kommt, aber laut Isaf von einer arabischen Kultur geprägt ist, während er sich selbst als Kurde bezeichnet.

Schule als wichtiger Kontaktort

Isaf nennt insgesamt neun wichtige Schulfreunde aus insgesamt sieben Herkunftsländern, zwei davon sind Deutsche. Für ihn ist die Schule der beste Ort, um in Kontakt mit anderen zu kommen. Außerhalb der Schule hat er nur wenig Zeit, neue soziale Beziehungen zu knüpfen: "Ich habe keine Zeit für Hobbys und solche Sachen. Ich will nur weiterlernen, um eine bessere Zukunft für mich zu erreichen. (...) Und wenn ich in der Schule kennen lerne, der kann mein Freund sein und können wir jeden Tag unterhalten und solche Sachen." Isaf möchte die mittlere Reife abschließen und anschließend die Fachoberschule besuchen.

"Deutsche, die sind ganz anderes Kultur"

Zwar bewertet Isaf den Kontakt zu Deutschen positiv, weil man viel voneinander lernen könne, trotzdem sieht er kulturelle Differenzen, an die man sich nicht so schnell gewöhne: "Deutsche, die sind ganz anderes Kultur. Also Kultur kann Sprache, Kleidung oder Essen und so weiter sein. Und weil die ganz andere sind, kann nicht einfach diese Kultur übernehmen. Also kann man nicht sofort lernen." Diese kulturellen Unterschiede können den Kontakt zu Deutschen erschweren. Er empfindet es z.B. als schwierig, Deutsche kennen zu lernen, wenn man keinen Alkohol trinkt und deswegen nicht in Bars oder Diskos geht. Ebenso sei es schwierig, deutsche Restaurants zu besuchen, wenn man kein Schweinefleisch esse.