Netzwerk IV

Mohamad ist Kurde und 2015 mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen nach Nürnberg gekommen. Sie leben derzeit noch in einer Gemeinschaftsunterkunft. In Syrien arbeitete Mohamad als Elektroniker. Kurz vor dem Interview hat er den B2-Sprachkurs beendet.

Sehr wichtig ist auch für Mohamad seine Familie. Darüber hinaus hat er in Nürnberg nur zu zwei syrischen Männern Kontakt, die wichtig für ihn sind. Beide hat er im Sprachkurs kennengelernt und unternimmt gelegentlich etwas mit ihnen. Regelmäßiger Kontakt in der Freizeit besteht außerdem zu einem irakischen Ehepaar, das er in einer ehemaligen Unterkunft kennengelernt hat. Der Kontakt zwischen den Familien besteht zwei- bis dreimal im Monat, wird insgesamt aber nur als weniger wichtig eingestuft.

Kontakte zu Deutschen beschränken sich aufs Professionelle

Die Mitarbeiterin des Sozialdienstes der Unterkunft wird als sehr wichtig bewertet: "Sie hilft uns sehr sehr gut (...) ich weiß nicht, was kann, wie kann ich sie danken (...) ich hatte viele Probleme (...) hat mir sehr geholfen."

Daneben bezeichnet Mohamad seinen Ansprechpartner beim Jobcenter als wichtig, weil er ihm helfe, eine Ausbildung zu finden. Als dritte wichtige deutsche Peson nennt er seine Lehrerin aus dem B1-Kurs, die ihn immer motiviert habe, Deutsch zu lernen. Persönlicher Kontakt bestehe allerdings nur über gelegentliche Textnachrichten.

Mohamads Netzwerkkarte zeigt, dass er mit Deutschen nur im Rahmen ihrer beruflichen, unterstützenden Rolle in Kontakt kommt, was er auch selbst feststellt und bedauert: "Ich habe keine Kontakte mit Deutschen, nur mit die uns helfen (...) aber auf der Straße ich habe keine Kontakte. Ich suche gerne nach Kontakt, aber es gibt keine."

"Ich weiß nicht, wie man in Deutschland einen Freund finden kann"

Während Mohamad eher wenig Kontakt zu anderen Syrern oder Geflüchteten sucht, würde er gerne mehr Deutsche kennenlernen. Es sei wichtig für ihn, um die Menschen und Kultur zu verstehen: "Ich hätte sehr gern mehr Kontakt mit Deutschen. Ich muss immer weiter lernen. (...) Ich muss auch wissen, wie die Deutschen denken. Sitten und Gebräuche (...) Wie kann ich die deutschen Gebräuche respektieren, wenn ich nicht weiß, das geht oder nicht. Zum Beispiel war ich nie bei einem Deutschen. Deswegen ich kann nicht verhalten. Oder ich habe keine auch Besucher (...)."

Doch Mohmad ist unsicher, wie er Kontakte zu Deutschen herstellen könnte: "Ich weiß nicht, wie man in Deutschland einen Freund finden kann. Ich weiß nicht, auf der Straße oder auf der Party oder was (...) Ich habe auch gehört, dass, die Leute sagen das, sagen die Deutschen haben immer Angst vor die Flüchtlinge. Ich kann nicht einfach auf der Straße sagen: Hallo, ich, ich würde gerne mit Ihnen kennen zu lernen. Ich kann das nicht."

Mohamad möchte trotz der wenigen Kontakte in Deutschland bleiben. Er fühlt sich wohl und lobt die Meinungsfreiheit: "Ich fühle mich wie zu Hause, ja. Am wichtigsten für mich ist, dass ich mich geborgen fühle (...) Ich kann meine Meinung direkt sagen. Das erste Mal, dass ich, wenn ich Polizei schaue, hatte keine Angst. Ist ganz anderes bei uns." Er möchte eine Ausbildung finden, die Sprache weiter lernen und in eine eigene Wohnung ziehen.