Folgerungen

Die Arbeitsgruppe: Hassan Khalaf, Julia Schimmer, Sebastian Sauermann, Marina Burkowski, Sebastian Hemmer, Günter Krauß (Foto: Tanja Elm)

Flüchtlinge kommen nicht mit leeren Händen. Sie bringen vielfältige Kompetenzen und Fähigkeiten mit. Für eine erfolgreiche Integration sind diese zu beachten und nutzbar zu machen. Es gilt, sinnvolle und unbürokratische Beschäftigungsmöglichkeiten sowie interkulturelle Kontaktmöglichkeiten zu schaffen.

Die Vielfalt an Fähigkeiten erkennen

Unsere Studie führt vor Augen, was bei der Diskussion über "die Flüchtlinge" immer wieder in den Hintergrund rückt: Es sind Menschen mit Lebensgeschichten nach Deutschland gekommen. Sie bringen Erfahrungen und Kompetenzen mit.

42% der befragten Nürnberger Flüchtlinge haben mindestens 12 Jahre die Schule besucht. Jede/r Vierte hat studiert. 82% haben Berufserfahrung. Jede/r Siebte hat neben dem Beruf Erfahrungen im Bereich Landwirtschaft, jede/r Achte nennt Fähigkeiten beim Reparieren von Gegenständen und jede/r Neunte kann neben dem Beruf Schneidern.

Die Herausforderung ist, diese Erfahrungen und Fähigkeiten nutzbar zu machen. Davon profitieren nicht nur die Flüchtlinge, die wieder auf eigenen Beinen stehen können. Davon profitiert auch eine deutsche Gesellschaft, die Arbeitskräfte und Engagement braucht.

Nichts-Tun beenden

95% der befragten Zuwanderer sagen, dass sie arbeiten möchten. 71% geben an, dass sie bereit wären, in naher Zukunft ehrenamtlich aktiv zu werden, auch ohne Geld zu erhalten.

Gleichzeitig gehen 60% der Flüchtlinge keiner regelmäßigen Beschäftigung nach. Diese Zahl ist besorgniserregend. Eine regelmäßige Beschäftigung führt zur Verbesserung der Deutschkenntnisse, zur Vergrößerung des persönlichen Netzwerks und zum Kennenlernen von Kultur und Gesellschaft.

In unseren Gesprächen wurde deutlich, dass das Warten und Nichts-Tun zu persönlichen Krisen führt. Es müssen mehr unkompliziert nutzbare und sinnstiftende Tätigkeitesfelder geschaffen werden. Ehrenamtliches Engagement ist dabei eine Möglichkeit.

Soziale Kontakte anbahnen

Nichts bewirkt eine bessere Integration in die deutsche Gesellschaft als soziale Kontakte. Durch Kontakte lernen die Flüchtlinge Sprache, Kultur und Werte. Private Netzwerke erleichtern den Zugang zu Wohnungen und zum Arbeitsmarkt. Für die originär deutsche Gesellschaft sind Kontakte zu Flüchtlingen wichtig, um Ängste und Vorurteile abzubauen.

Viele Initiativen fokussieren bereits den interkulturellen Austausch. Aber wenn 55% der Befragten angeben, dass sie keine einzige Person kennen, die in Deutschland geboren ist, reichen die bisherigen Anstrengungen nicht aus.

Situation der Frauen differenziert bewerten

Für uns ist der Bildungsstand der Frauen besonders bemerkenswert. Jede dritte Frau hat mindestens 12 Jahre die Schule besucht. Jede fünfte hat sogar studiert. Immerhin jede zweite bringt Berufserfahrung mit. 91% aller befragten Frauen sind sich sicher, dass sie in Deutschland arbeiten möchten. Das Stereotyp der ungebildeten Flüchtlingsfrau, die nur für ihre Familie lebt und leben möchte, trifft nicht zu.

Fakten gegen Ängste

Die öffentliche Diskussion über Zuwanderung ist geprägt von Sorgen und Ängsten. Dabei fehlt es oft an Informationen über die Menschen, die zu uns kommen.

Mit unserer Studie "NICHT MIT LEEREN HÄNDEN" möchten wir ein erstes genaueres Bild von Flüchtlingen und ihren Kompetenzen in Nürnberger Gemeinschaftsunterkünften vermitteln. Wir planen weitere Beiträge, um Flüchtlinge besser kennen zu lernen und Angebote der gesellschaftlichen und beruflichen Integration passgenau zu gestalten. Und wir hoffen auf Nachahmung in anderen Städten und Regionen.