Partizipation

Zwei Kleinkinder suchen sich einen Tee aus.

In MIRA werden die Kinder in viele Alltagsentscheidungen mit einbezogen. (Foto: Tanja Elm)

„Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ (§ 1 SGB VIII).

Dies ist der erste Satz im Paragraph 1 des Sozialgesetzbuches VIII (Jugendhilfegesetz) und hat dementsprechend eine fundamentale Bedeutung für den Bildungsauftrag aller Kitas dieses Landes und somit auch für MIRA.
Damit Kinder selbstbestimmt, eigenverantwortlich und gemeinschaftsfähig werden können, benötigen sie innerhalb der Einrichtung die Möglichkeit, sich aktiv im Tagesgeschehen einzubringen und an dessen Gestaltung teilzuhaben. Diese Bildungsprozesse müssen von den Fachkräften begleitet werden.

Mitgestaltung an Entscheidungen zu ihren Grundbedürfnissen

Um das Recht der Kinder auf Selbst- und Mitbestimmung umzusetzen, muss ihnen Partizipation ermöglicht werden. Das heißt nicht, dass ein Kind ganz alleine wichtige Entscheidungen über sein Leben treffen soll oder muss. Partizipation meint in dem Fall, dass Kinder in Entscheidungen, die ihre Grundbedürfnisse (Sicherheit, Schlaf, Bewegung, Pflege, Ernährung, etc.) betreffen, miteinbezogen werden. Das setzt voraus, dass Erwachsene ihnen Raum geben, altersgerechte Beschlüsse zu treffen und diese Vorgänge nach ihrem besten Wissen zu unterstützen.

Partizipation im MIRA-Alltag ermöglichen

In unserer Einrichtung werden vielseitige Beteiligungsmöglichkeiten geschaffen. Ziel ist ein partnerschftliches Verhältnis zwischen Fachkräften und Kindern, in der sich alle Beteiligten einbringen können und die von Dialog geprägt ist. Die einzelnen Kinder und die Gruppe/n als Ganzes werden in Alltagsentscheidungen miteinbezogen. In Fällen, in denen die Kinder nicht mitentscheiden können, wird ihnen der Grund dafür verständlich erklärt, bzw. nach alternativen Wegen für eine Teilhabe gesucht. Das Kindeswohl steht auch hier selbstverständlich im Vordergrund. Nicht alles, was ein Kind tun möchte, ist auch zu seinem Wohl. Daher gehört es zu den Aufgaben der Fachkräfte eine Balance herzustellen, bei der die Kinder weder zu viel noch zu wenig Entscheidungsverantwortung tragen.

Barrieren bei der Mitbestimmung finden und abbauen

Damit das Selbst- und Mitbestimmen für Kinder von Anfang an ermöglicht werden kann, müssen einige Barrieren abgebaut werden. Eine mögliche Barriere ist z. B. die Sprache. In unserer Einrichtung wird die Beteiligung deshalb unabhängig von den Sprachfähigkeiten der Kinder umgesetzt. Dabei werden Mimik, Gestik und Körperhaltung (Lächeln, Weinen, Zuwenden, Wegdrehen, usw.) als Kommunikationsinstrumente anerkannt, die das Personal als Meinungsäußerungen beobachtet und ernst nimmt.

Chancen zur Partizipation für Kinder im MIRA:

In MIRA gibt es viele Möglichkeiten zur Partizipation in den unterschiedlichen pädagogischen Bereichen bzw. alltäglichen Situationen:

Wickeln & Pflege:

  • Die Kinder entscheiden, von wem sie gewickelt werden möchten und auch auf welche Art (z.B. im Stehen oder Liegen).
  • Sie können ihr Interesse am Toilettengang bekunden und diesen dann Schritt für Schritt in ihrem eigenen Tempo bewältigen.

Essen & Trinken:

  • Die Kinder suchen sich selbst aus, was sie essen und trinken und auch, ob und was sie probieren möchten.
  • Sie helfen beim Abräumen des Geschirrs, Tisch abwischen, etc.
  • Bei hauswirtschaftlichen Angeboten können die Kinder bei der Zubereitung mit dabei zu sein, z. B. beim Weihnachtsplätzchen backen oder dem Färben von gekochten Eiern.

Schlafen & Ausruhen:

  • Die Kinder dürfen ihren Schlafplatz selbst wählen (z. B. im Kinderwagen oder auch im Gruppenraum). Die Kinder entscheiden darüber ob und welche Einschlafhilfe sie benötigen, und ggf. auch von wem sie diese bekommen.
  • Wenn Kinder nicht einschlafen können bzw. frühzeitig (vor Ende der Mittagsruhe) aufwachen, müssen sie nicht liegenbleiben. Sie können sich stattdessen in der jeweiligen Küche oder Gruppenraum leise beschäftigen.

Freispiel & Garten:

  • Die Kinder gestalten die Freispielzeit weitgehend nach ihren Bedürfnissen und Interessen. Sie spielen alleine oder miteinander und haben dabei eine große Auswahl an Spielmaterialien. Hierbei stehen ihnen auch viele Räume der Einrichtung zur Verfügung.
  • Egal ob sie sich im Gruppenraum, den Gängen, oder im Garten aufhalten, die Kinder dürfen sich frei bewegen.

Angebote & Ausflüge:

  • Die Teilnahme an Angeboten steht allen Kindern frei. Im Rahmen der Aktivität können sie sich entfalten und darüber bestimmen, wie sie teilhaben möchten.
  • Ausflüge sind ebenfalls kein Muss. Zudem können die Kinder in manchen Fällen mitentscheiden, wo es hingehen sollen (Wohin gehen wir heute spazieren? Was ist unsere Route?)

Soziale Kontake & Beziehungen:

  • Mit wem die Kinder eine Beziehung aufbauen (und in welcher Form sich diese zeigt), bestimmen die Kinder stets selbst. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um Erwachsene oder andere Kinder handelt.
  • Spielkontakte werden nie erzwungen, sondern erfragt. Alle Kinder dürfen sich zu jeder Zeit das Recht herausnehmen, Nein zu sagen, oder sich einer Situation zu entziehen.

Regeln, Grenzen & Struktur:

  • Kinder bestimmen ihre eigenen Grenzen, diese werden zu jeder Zeit von den Fachkräften respektiert. Die Grenzen können den emotionalen, sozialen, oder körperlichen Bereich eines Kindes betreffen.
  • Unsere flexible Tagesstruktur erlaubt es, aktiv auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und sie auch umzusetzen, z. B. kann ein Kind auch schon vor der offiziellen Mittagspause schlafen, wenn es früher müde ist.
  • Regeln und Grenzen können von den Kindern immer hinterfragt werden. Die „Warum?“-Phase von Kindern wird nicht als negativ bewertet, sondern als Chance betrachtet, mit ihnen in Kommunikation zu treten und so zum Beispiel auch Änderungen in der Struktur gemeinsam anzugehen.

Verantwortung:

  • Die Kinder übernehmen bei uns Verantwortung, die ihrem Alter und ihrer Entwicklung entspricht. Das betrifft zum Beispiel das Aufpassen auf den eigenen Besitz (Spielzeug, Schuhe, Haarklammer, usw.), das eigenständige Schuhe-Anziehen oder sich etwas zu Trinken holen.
  • Dabei lernen Kinder auch in kleinen Schritten Verantwortung für ihr eigenes Handeln und die damit einhergehenden Konsequenzen zu übernehmen. (Wenn z. B. ein Kind hat gelernt auf die Toilette zu gehen, kann es nun selbstständig das Badezimmer aufsuchen und muss davor nur kurz den Fachkräften Bescheid geben.)

Lernumgebung:

  • Den Kindern wird die Möglichkeit gegeben, die Lernumgebung aktiv mitzugestalten, z. B. welche Spielsachen sie aus dem Materialraum holen.
  • Alle Spielmaterialien sind so gelagert, dass sie auf Augenhöhe der Kinder sind und sie somit eine selbstständige Wahl treffen können.

Chancen zur Partizipation für Eltern im MIRA:

Eltern sind genau wie deren Kinder berechtigt, innerhalb der Einrichtung Partizipation zu erleben bzw. zu leben. Im Rahmen einer lebendigen Erziehungspartnerschaft werden Eltern grundsätzlich in alle Fragen, die ihre Kinder betreffen, miteinbezogen. Dazu gehört auch die Mitgestaltung des Kita-Alltags.

Eine aktive Teilhabe der Eltern am Kita-Leben ist willkommen!

  • Unter anderem können sich Eltern bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, Ausflügen, Unterstützung im Gruppengeschehen, oder bei Besorgungen beteiligen. Eltern können gerne ihre Talente und Fähigkeiten einbringen.
  • Des Weiteren können Eltern ihre Wünsche, Ideen, Verbesserungsvorschläge oder auch Beschwerden auf verschiedenen Wegen an das Personal heranzutragen. Sie können sich entweder mit den Fachkräften austauschen oder auch ein Gespräch mit mit der Leitung führen. Wir pflegen eine Atmosphere, die es allen Bteiligten ermöglicht, offen miteinander zu kommunizieren.
  • Auch im Elternbeirat ist Partizipation in unserer Kita möglich. Dieser fungiert als Vermittler zwischen den Kindern, den Eltern und dem MIRA-Team und kann den Kita-Alltag aktiv mitgestalten. Hier finden Sie nähere Infos zum Elternbeirat
  • Des Weiteren hängt im Eingangsbereich ein Elternbriefkasten. Dieser kann genutzt werden, wenn sich Eltern lieber schriftlich äußern möchten.